Der eigene Tod… ein Tabuthema für die meisten. Dabei birgt gerade die Anschauung dieses heiklen Themas die Wunder unseres Lebens. Denn wer sich einmal intensiv damit auseinandergesetzt hat, was es bedeutet unser lieb gewonnenes Leben, unsere festgefahrenen Strukturen, all unser materielles Gut, ja gar all die lieben Menschen, um uns herum loszulassen, der vermag Verständnis dafür entwickeln wie unsagbar wertvoll unser Leben hier ist.
Ein Wunder, dass du hier bist
Sterben werden wir alle, warum also sind wir uns dessen nicht auch in unserem Alltag bewusst? Während wir damit beschäftigt sind ein Vermögen anzuhäufen, uns Gedanken darüber machen was wir morgen anziehen sollen oder uns über den Nachbarn aufregen, tickt die Uhr unseres wertvollen Lebens weiter. Wenn unsere Zeit gekommen ist, sind wir gezwungen all unsere Habseligkeiten und unsere Liebsten loszulassen – alles was bleibt, ist zurückzuschauen auf ein Leben voller…. voller was? Wir entscheiden hier und jetzt wie wir unser Leben gestalten wollen. Ob wir später einmal zurück auf ein Leben voller Wunder, Erlebnisse und glücklichen Momente oder ein Leben geprägt von Kummer, Leid und Hass.
Wenn wir uns immer wieder einmal bewusst machen, dass wir nicht ewig leben werden, morgen womöglich bereits unser letzter Tag hier auf dieser wundervollen Erde sein wird, dann erfahren wir, wie wertvoll es ist hier zu sein und jeden Tag lebendig zu erleben. Dieses eine Leben, das wir hier und jetzt, in unserem Körper, mit all unseren Erfahrungen, in unserem Umfeld erleben, wird nie mehr widerkehren. Was von unserem Leben zurück bleiben wird, sind Erfahrungen, Staub und Asche.
Welch Wunder ist es doch, dass wir geboren wurden!
Du bist einzigartig und selten
Eine tibetische Geschichte erzählt von einem Geschäftsmann, der zwischen Tibet und Indien pendelt. In Kalkutta kann dieser Mann kaum die Straße entlanggehen, weil die Stadt derart von Menschen überfüllt ist. In Tibet hingegen erlebt er menschenleere Gegenden, mit einzelnen, verstreuten Dörfern, deren Bewohner kaum zu sehen sind. Ein guter Freund aus der frühen Kindheit des Geschäftsmannes wurde ein weiser Lehrer in Tibet und predigte stets von der Seltenheit und Kostbarkeit der menschlichen Geburt. Als sich die zwei, nun älter gewordenen, Männer nach vielen Jahren wieder einmal trafen, fragte der Geschäftsmann seinen alten Freund: „Warst du schon einmal in Kalkutta?“
„Nein.“, antwortete der Lehrer.
„Ach, nun verstehe ich auch weshalb du denkst, dass die menschliche Geburt außergewöhnlich ist. Hier in dieser verlassenen Gegend triffst du nur selten Menschen an, in Kalkutta begegnest du Massen von Menschen an. In der ganzen Stadt wimmelt es nur so von Menschen, die du nicht zu zählen vermagst. Geh nach Kalkutta und du wirst sehen, dass wir Menschen keine Seltenheit sind.“
Sein weiser, alter Freund antwortete: „Geh mit einer Schaufel in den Wald und grabe ein Loch in die Erde – etwa einen Meter mal einen Meter. Und dann schau, ob du lange genug dort sitzen kannst, um alle Lebewesen zu zählen, die darin leben.“
Leben wir heute, denn morgen sind wir tot
In einem Ameisenhaufen leben vermutlich mehr Menschen als in einer Kleinstadt. Wie viele Insekten wohl in einem Wald leben – über und unter der Erde. Die meisten Lebewesen überhaupt bewohnen die Weltmeere. Da sind die 8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten verschwinden klein.
Freuen wir uns über jeden Augenblick unseres seltenen Lebens und nutzen wir den Tag. Lasst uns wirklich leben – hier und jetzt! Warten wir nicht, denn morgen könnten wir bereits tot sein.