Meine Magersucht und Bulimie hat mich fast 20 Jahre begleitet. Diese Krankheit hat mir viel wertvolle Zeit geraubt, meine ganze Teenager und Jugendzeit war ich besessen von dieser Sucht. Ich habe es jedoch geschafft mich zu befreien und heute bin ich dankbarer denn je und ich lebe jetzt dafür umso intensiver.
Die Anfänge
Als ich 15 Jahre alt war, war ich ein Mädchen mit einem sportlichen Körper. Ich hatte mich da schon gerne aktiv bewegt und hatte auch dementsprechend Appetit. Ich hatte mir nie Gedanken über meine Figur gemacht und wusste auch nicht wie schwer ich war. Bis ich immer wieder mal hörte, dass ich etwas zugenommen habe, was ja in diesem Alter auch normal ist. Ich fing an auf meine Linie zu achten, mein Essverhalten immer mehr zu kontrollieren und immer weniger zu essen oder eben viel und erbrach es dann einfach wieder. Rund um mich sagte man zu mir, dass man mich beneide so viel essen zu können und so dünn zu bleiben. Das spornte mich an, weiter zu machen. Vier Jahre war ich bei 1.70 m 46 kg. Zwar dünn, aber da ich meine Sucht super gut verstecken konnte, war es für alle normal. An meinem 20. Geburtstag wog ich gerade noch 39 kg. Ich habe nie viel geredet, schon gar nicht über mich. Meine Eltern kamen nicht zu mir durch, bis ich eines Tages wieder meinen Spruch brachte;“Ich habe keinen Hunger“. An diesem Tag hat mir meine Mutter sozusagen das Leben gerettet. Sie brachte mich ins Spital, wo ich endlich alles zugeben musste… dass ich schwer krank war.
Der schwere Aufstieg
Mein Vater hat mich über Wochen in meine Therapien begleitet. Ich bin so dankbar, dass meine Eltern für mich da waren. Doch ich wusste, dass nur ich mir alleine helfen konnte. Ich habe mich entschieden zu leben und ich nahm auch 10 kg zu. Meine Lebensenergie war zurück und ich kämpfte mehrere Jahre gegen die Sucht. Lenkte mich mit viel Arbeiten und anderen Dingen ab. So hielt ich mich auch mehr oder weniger über Wasser, war aber im Herzen nicht glücklich. Bis ich eines Tages zur Erkenntnis kam, dass allein der Kampf GEGEN etwas mich im Leben nicht wirklich weiter bringt. Ich bin von Natur aus eine Kämpferin. Es fiel mir durchaus nicht einfach auf meine innere Stimme zu hören. Eines Tages jedoch wurde ich krank und im Spital gezwungen mit mir alleine zu sein. Ich wusste, dass ich etwas ändern musste. So konnte es nicht mehr weiter gehen. Mein Körper und vor allem meine Seele hat mir genug Zeichen gegeben. Zum zweiten Mal wurde mir das Leben geschenkt. Ich lernte anzunehmen, zu akzeptieren und loszulaßen, anstatt nur dagegen anzukämpfen.
Die wahre Stärke in mir
Heute weiß ich, dass jede Sucht, jede Krankheit und jede Unstimmigkeit in meinem Leben nur ein Hinweis dafür ist etwas zu ändern. In uns allen ruht ein wahrer Meister, der die universelle Weisheit in sich trägt. Oft zeigt sich diese Weisheit in Form eines Bauchgefühls oder der inneren Stimme, die uns immer wieder sanft auf den richtigen Weg geleiten will. Wenn wir dieser Stimme nicht vertrauen, wird es unmöglich sein einen stimmigen Weg zu gehen. Ich fand die Tiefe in mir, die mich stärker macht denn je. So finde ich sicher und voller Lebensfreude immer wieder den richtigen Weg, um auf dem Pfad eines wahrhaft glücklichen Lebens zu bleiben.